Die folgenden Notfall-Kapitel können und sollen keinen praktischen Erste-Hilfe-Kurs ersetzen, da viele Techniken demonstriert, geübt und evtl. korrigiert werden müssen. Sie dienen vielmehr als Auffrischung der Theorie und zum Erinnern an die praktische Umsetzung. Ohne eigene Übungen oder regelmäßige Wiederholungen werden selbst die wichtigsten Maßnahmen relativ bald wieder vergessen!
Noch vor den Erste-Hilfe-Maßnahmen am Unfallort stehen die Maßnahmen zum Selbstschutz und zur Verhinderung weiterer Schäden, d.h. zuerst Eigen- und Fremdgefährdung ausschließen. Erst danach werden die lebensrettenden Sofortmaßnahmen eingeleitet. Das Ziel jeder Hilfeleistung sollte sein, den Verletzten zu retten, aber keine weiteren Menschen dabei in Gefahr zu bringen: Im Zweifelsfall geht die Sicherheit der Helfer vor! Ansonsten:
Konkrete Maßnahmen:
Sie sind oft die schnellste und beste (manchmal sogar die einzig mögliche) Therapie und sollten deshalb "blind" beherrscht werden, um sie sofort einsetzen zu können!
Auch bei der Unfallmeldung gilt: unbedingt Ruhe bewahren!
Genaue Angaben machen nach dem typischen "W"-Schema:
Was ist passiert?
Wann ist es passiert?
Wo ist es passiert?
Wieviele Verletzte in welchem Zustand?
Wer meldet (für Rückruf Handynummer angeben)?
Aber auch Warten auf evtl. Rückfragen,
z.B. nach den Wetterverhältnissen!
Das letzte Wort hat immer die Rettungsleitstelle und nicht der Alarmierende. Im Streß und unter Schock ist die einfachste Frage: Was wollen Sie wisssen?
Alarmierung per Handy:
Heute erfolgt die Alarmierung der Rettungsmannschaften meist vom Handy aus. Dieses gehört deshalb standardmäßig zur Notfallausrüstung eines Bergsteigers, zumal inzwischen in vielen Gebirgsgegenden ein Empfang möglich ist. Sollte es damit Schwierigkeiten geben, lohnt es sich oft, die Handyposition oder den Standort etwas zu ändern, z.B. durch Aufsuchen einer Gratschulter, eines Jochs oder eines Gipfels.
Beim Notruf in Deutschland am besten die Rettungsleitstelle (Telefon-Nummer 112) anrufen, beim Handy mit regionaler Vorwahl. Ansonsten gilt auch in fast ganz Europa der internationale Notruf 112, von wo aus ggf. sofort an die zuständige Rettungsorganisation weiterverbunden wird. Dort werden vom Rettungsexperten bei Bedarf wichtige Punkte gezielt abgefragt.
Sollte ein Notruf per Handy nicht möglich sein, muß auf konventionelle Mittel zurückgegriffen werden: z.B. auf Telefon oder Funk von einer Hütte aus oder es muß notfalls selbst Hilfe aus dem Tal geholt werden. Auch das alpine Notsignal hat immer noch seine Bedeutung.
Es kommt vor allem in Frage, wenn kein Telefonkontakt möglich ist, der Verletzte nicht allein zurückgelassen werden kann oder ein Hilfeholen des unverletzten Retters für diesen allein zu gefährlich wäre.
Dabei Zeichen geben mit Flagge, Lichtsignal, Geräusch o.ä. 6 mal pro Minute (d.h. im 10 Sekunden-Abstand), dann eine Minute Pause, und mehrfach wiederholen. Antwortzeichen: 3 mal pro Minute (d.h. alle 20 Sekunden), dazwischen wieder jeweils eine Minute Unterbrechung. Am ehesten werden Lichtzeichen in der Nacht erkannt, wozu natürlich eine Taschenlampe nötig ist. Eine gute Alternative ist eine Trillerpfeife im Erste-Hilfe-Set. Auch Schreien und Rufen kann im Gebirge bisweilen je nach Windrichtung kilometerweit wahrgenommen werden.
Sie ist der schnellste und schonendste Abtransport bei ernsten Verletzungen, ist aber bei schlechtem Wetter nicht immer möglich. Ein geeigneter Landeplatz ist eine möglichst große freie Fläche (mindestens 20 x 20 m) mit fester Unterlage und hindernisfreier An- und Abflugzone oder zumindest ein Geländevorsprung für die Windenbergung bzw. zum Ausfliegen mit langem Seil unter dem Hubschrauber.
Da der Hubschrauber entgegen der Windrichtung landet, sollte die bei der Landung einweisende Person mit Schutzbrille (Sonnenbrille, Skibrille) sowie erhobenen und ausgestreckten Armen mit dem Rücken zum Wind stehen. Unbedingt vor der Landung lose Gegenstände wegen der starken Rotorenwirbel entfernen und evtl. lockere Schneefläche festtreten. Nach der Landung nur auf Zeichen des Piloten von vorne und vorsichtig annähern (hinten besteht eine große Gefahr durch den Heckrotor!).
Bei unvorhergesehenen Komplikationen oder evtl. notwendigem Abbruch der Landung, Signale geben durch mehrmaliges Kreuzen der Arme über dem Kopf (Zeichen X).
(für Wanderer, Kletterer, Skifahrer, Kajakfahrer, Mountainbiker usw.)
Als Minimum sollte jeder Bergsteiger - d.h. auch innerhalb einer Gruppe oder auf einer Halbtagestour - folgende Erste-Hilfe-Materialien in seinem Rucksack mitnehmen.
Weitere, sehr viel ausführlichere Informationen finden sich im Kapitel "Apotheke"
Inhaltsverzeichnis:
A. Allgemeines
B. Lebensrettende Sofortmaßnahmen
C. Allgemeine Unfallhilfe
Zum Herauskopieren auf DIN A4 für die Rucksackapotheke
Die folgende Kurzfassung kann und soll kein ausführliches Buch oder gar einen Erste-Hilfe-Kurs ersetzen. Sie ist vielmehr im Anschluß an eine entsprechende Ausbildung als Gedächtnisstütze für den Notfall vorgesehen und sollte deshalb immer im Rucksack mitgeführt werden. (+ bedeutet Erste-Hilfe-Maßnahme)
Ruhe bewahren! Genaue Angaben: Wer? Wo? Was? Wann? Wie viele? Wetter und Warten auf evtl. Rückfragen!
Schnellster und schonendster Abtransport bei ernsten Verletzungen, aber bei schlechtem Wetter nicht immer möglich. Geeigneter Landeplatz: Möglichst große freie Fläche mit fester Unterlage und hindernisfreier An- und Abflugzone oder zumindest Geländevorsprung für Windenbergung oder Ausfliegen mit langem Seil unter Hubschrauber. Einweisung mit dem Rücken zum Wind.
International gebräuchliche Signale: Beide Arme nach oben: Yes = ja, bitte helfen, hier landen.
Ein Arm nach oben, ein Arm nach unten: No = nein, keine Hilfe, nicht landen.
Zeichen geben mit Flagge, Lichtsignal, Geräusch o.ä. 6 mal pro Minute (d.h. 10 Sekunden Abstände), dann eine Minute Pause und wieder von vorne anfangen. Antwortzeichen: 3 mal pro Minute (d.h. alle 20 Sekunden), dazwischen wieder jeweils eine Minute Unterbrechung.
Person nicht ansprechbar, auch durch Schmerzreize (Zwicken) nicht erweckbar. Erstickungsgefahr durch Fremdkörper, Erbrochenes oder eigene Zunge. + Freimachen der Atemwege mit Fingern und Taschentuch, Überstrecken des Kopfes zum Freihalten der Atemwege, stabile Seitenlagerung, keine Flüssigkeitszufuhr.
Eng voneinander abhängig. Zeichen: Fehlen von Pulsen (an der Halsschlagader fühlbar), bzw. der Atmung (keine Atemgeräusche bzw. Brustkorbbewegungen im Vergleich zum Bauch), beidseits weite, reaktionslose Pupillen.
Atemwege: freimachen (Mundhöhle und Rachen säubern).
Beatmung: Mund zu Mund oder Mund zu Nase mit überstrecktem Kopf 2 mal, zu Beginn schnell. Kontrolle: Gleichmäßiges Heben und Senken des Brustkorbes. Sollte eine Beatmung schwierig oder gar nicht durchführbar sein, dann nur Herzdruckmassage durchführen.
Circulation: Bei fehlenden Pulsen Circulation in Gang bringen durch äußere Herzdruckmassage. Diese ist die wichtigste und effektivste Massnahme und kann deshalb auch alleine anwendet werden. Dabei Rückenlagerung auf harter Unterlage, mit durchgestreckten Armen und übereinandergelegten Handballen auf dem unteren Drittel des Brustbeins kurze kräftige Stöße in senkrechter Richtung mit einer Frequenz von ca. 80 – 100 x pro Minute durchführen. Bei Kindern: Verminderte Druckkraft mit einer Hand, Frequenz 100-120 x pro Minute.
Bei einem oder zwei Helfern: AB, dann 15 x Herzdruckmassage, 2 x beatmen, 15 x Herzdruckmassage, usw.
Erfolgskontrolle: Wiedereinsetzen von Puls (tasten!) und Atmung, Pupillenreaktion, rosige Hautfarbe.
Wegen Verletzungsmöglichkeit und Fehlanwendung geeignete Schulung an Übungspuppe empfehlenswert.
Mißverhältnis zwischen Blutangebot und -bedarf der lebenswichtigen Organe durch großen Blutverlust oder fehlgesteuerte Blutverteilung: z. B. bei Verletzungen, starkem Schmerz, Herzinfarkt, Verbrennung oder Vergiftungen, Kälteschädigung, Allergie oder großer psychischer Belastung. Zeichen: Blasse, feuchtkalte Haut, schwacher, kaum tastbarer, schneller Puls (über 100 pro min.), und flache, beschleunigte Atmung, evtl. Lufthunger. Ungewöhnliches Verhalten: Erst unruhig, dann benommen.
+ Bei Herzproblemen (meist Schmerzen in der linken Brust) und Brustkorbverletzungen halbsitzende Lagerung. Ansonsten Schocklagerung: Beine hochlagern (ca. 30 Grad), z. B. auf Rucksack oder hangaufwärts, bei schwerem Schock Taschenmesserposition: Beine annähernd senkrecht halten. Evtl. Selbsttransfusion: d.h. hochgehobene Beine und Arme von der Peripherie her zum Herzen hin ausstreichen und elastisch einbinden. Blutstillung, Schmerzbekämpfung, Wärmeerhaltung, beruhigen und Mut zusprechen. Ständiges Beobachten von Bewußtsein, Atmung und Puls.
+ Hochlagern des betreffenden Körperteils. Bei Schlagaderblutungen (hellrotes, rhythmisch spritzendes Blut): Zunächst Abdrücken der Schlagader zwischen Wunde und Herz am jeweiligen Druckpunkt (Oberarm, Leistenbeuge, Schlüsselbein), notfalls Finger direkt in Wunde. Danach Druckverband: Ungeöffnetes Verbandpäckchen o.ä. als Druckpolster über keimfreien Wundverband legen und festwickeln, evtl. mehrfach übereinander, genügt fast immer. Abbinden: Nur wenn sonst kein Erfolg, da Gefahr der Gewebsschädigung. Breite Auflage am Oberarm oder Oberschenkel herzwärts der Wunde, maximal 1,5 Stunden, dann (nach vorherigem Druckverband) wieder für einige Minuten öffnen. Unbedingt Zeitpunkt notieren!
+ schmutzige Wunde (z.B. Erde) mit Wasser oder klaren Getränken auswaschen, Desinfektion der Wundoberfläche (z.B. mit Jodlösung), keine Salbe oder Puder! Größere Fremdkörper in der Wunde belassen und evtl. umpolstern, keimfreier Verband, notfalls sauberes Tuch.
Formabweichung, abnorme Beweglichkeit, Reiben / Knirschen, im Zweifelsfall (Schwellung, Schmerz) wie Bruch behandeln. Speziell bei großen Brüchen Schockgefahr durch innere Blutungen, daher ständige Kontrolle!
+ Bei offenen Brüchen Auswaschen und keimfreie Wundauflage. Kein Einrichten, sondern nur grobe Achsenkorrektur unter vorsichtigem Zug, damit die Bruchenden nicht schmerzhaft aneinanderreiben. Polsterung, Ruhigstellung durch behelfsmäßige Schienung (Skistöcke, Pickel, Rucksackversteifungen o.ä., am besten aufblasbare Luftkammerschiene) in Mittelstellung unter Einbeziehung der benachbarten Gelenke in der für den Verletzten angenehmsten Lage mit Fixierung beidseits des Bruches (nie direkt darüber) und Kälteschutz.
Arm: + Dreiecktuch als Armtragetuch verwenden und zusätzlich am Brustkorb fixieren.
Schlüsselbein: + Polster in die Achselhöhle und Rucksackverband zur Entlastung.
Rippen: + Fester breiter Tape-Verband um den unteren Rippenrand in Ausatmungsstellung.
Wirbel: + Beim Hochheben kein Abknicken oder Verdrehen der Wirbelsäule, flache Rückenlage auf harter Unterlage und schonendster Transport, da sonst Gefahr einer Querschnittslähmung.
Knöchel: + Schuhe nicht ausziehen (= provisorische Schienung), aber Schnürung lockern.
Verrenkung:
Meist Schultergelenk oder Fingergelenke betroffen. Gelenkkopf unter Kapselzerreißung aus Pfanne ausgetreten. Gelenk federnd gesperrt, im Vergleich abnorme Kontur.
+ Keine gewaltsamen Einrenkungsversuche (nur nach entsprechender Schulung!), sondern Ruhigstellung in angenehmster Lage und rascher Abtransport in ärztliche Behandlung.
Verstauchung:
Gelenküberdehnung mit Kapselverletzung (meist am Sprunggelenk).
+ Feste Bandage mit elastischer (Klebe-) Binde, bei Fußgelenk Schuhe nicht ausziehen, aber Schnürung lockern. Auf Hütte: Ruhigstellung (mit Schiene, Binden oder Tape), Hochlagern und Kühlung durch feuchtkalte Umschläge bzw. Eis/Schnee, ggf. Salbenverband, feste Bandage mit elastischer (Klebe-) Binde.
Bänderzerrung, Bänderriß oder Meniskusverletzung:
+ wie bei Verstauchung. PECH-Schema: Pause, Eis, Compression, Hochlagern.
+ Salbenverband, elastische (Klebe-) Binden, PECH-Schema.
Am häufigsten Zerrung oder Muskelfaserriß durch Überdehnung, v.a. bei kalten Muskeln.
+ Ruhigstellung durch Kompressionsverband (Klebe-Binden) und Kühlung (Schnee, Eis).
Muskelkrampf (v.a. in der Wade):
+ Passive Dehnung des betroffenen Muskels, z.B. bei Wadenkrampf Fußspitze nach oben drücken, Massage.
Allgemeine Hitzeschäden
Meist zusammen, durch ungenügende Flüssigkeitszufuhr, bzw. durch starken Wasser- und Salzverlust sowie unzweckmäßige Kleidung. Zeichen: Durst, Schwäche, Übelkeit.
+ Flüssigkeits- und Mineralsalzzufuhr in mehreren kleinen Portionen, Pause im Schatten mit Kühlung, Oberkörper hochlagern, Kleidung öffnen.
Bei großer Hitze, hoher Luftfeuchtigkeit, Windstille und luftundurchlässiger Kleidung kommt es zur Wärmestauung im Körper, da keine Schweißabgabe mehr möglich - Lebensgefahr!
Zeichen: Puls und Atmung beschleunigt, Kopfschmerzen, Übelkeit, Brechreiz, Bewußtseinstrübung, heiße gerötete Haut, Anstieg der Körpertemperatur über 41 Grad Celsius.
+ Wie allgemeine Hitzeschäden.
Durch intensive, direkte Sonnenbestrahlung des unbedeckten Kopfes und Nackens. Zeichen: Kopf- und Nackenschmerzen, Schwindelgefühl, Brechreiz, rotes und heißes Gesicht.
+ Feuchtkalte Umschläge auf Kopf und Nacken, sonst wie bei allgemeinen Hitzeschäden.
+ Bei Grad I (Hautrötung) kaltes Wasser, bei Grad II (Blasenbildung) und Grad III (örtlicher Gewebstod) keimfreier Wundverband! Bei großflächigen Verbrennungen: Wundverband mit Alufolie, Ruhigstellung, Schockbekämpfung und rascher Abtransport in ärztliche Behandlung, evtl. Flüssigkeitszufuhr und Schmerzmittel.
+ Feuchtkalte Umschläge, öfters wechseln, kühlendes Gel.
Schmerzen, Fremdkörpergefühl (Sand) bis zu Schneeblindheit.
Vorbeugung: Notfalls Behelfsbrille aus Karton mit Sehlöchern (Nadelstiche) oder Sehschlitzen.
+ Lichtundurchlässiges Verbinden beider Augen, Augentropfen bzw. -salbe, Aufenthalt in abgedunkelten Räumen, kühlende Umschläge.
V.a. in Verbindung mit Nässe, Wind, großer Höhe und Wassermangel, Erschöpfung und Bewegungsarmut. Allgemeine Unterkühlung ist vorrangig zu behandeln, da gefährlicher als Erfrierung.
+ Kälteschutz durch Alufolie, zusätzliche Bekleidung oder Ähnliches, allgemeine Wärmezufuhr durch heiße, gesüßte Getränke. Kein Alkohol im Gelände, da durch Blutgefäßerweiterung der Haut größere Wärmeabgabe an die Umgebung!
Absinken der Körpertemperatur unter den Sollwert. Zuerst Erregungssteigerung (37–34° C), dann Er- regungsabnahme (34-30° C) schließlich Bewußtlosigkeit (30-25° C) und Scheintod/Tod unter 25° C. Selbstschutz des Organismus: Durchbluteter warmer Körperkern (lebenswichtige Organe in Brust- und Bauchraum sowie Gehirn), aber kalte Körperschale (Haut, Arme, Beine) durch Zusammenziehen der Blutgefäße. Gefahren durch Bergungstod: Vermischung des kalten Schalenblutes mit dem warmen Kernblut durch Bewegung, daher keine Massage oder Eigenbewegungen, sondern passiver Abtransport (Wiedererwärmung im Gelände kaum möglich).
+ Aufwärmen primär nur des Körperkerns (Rumpf) mit vorgewärmten Decken, Helferwärme, Wärmebeutel (über dem Pullover) oder Hibler-Wärmepackung: feuchte heiße Tücher auf die Unterwäsche von Brust und Bauch, nicht jedoch auf die nackte Haut, darüber Kleidung, dann Alufolie nur um Rumpf (ohne Arme) sowie Decken und Biwaksack um ganzen Körper. Bei Bewußtsein warme Getränke (sehr effektiv).
Bei sicherem Herzstillstand: Herzdruckmassage nur, falls ununterbrochene Fortführung gewährleistet (Frequenz 30 mal pro Minute ausreichend). Keine Toterklärung Tiefunterkühlter im Gelände, sondern baldiger Hubschraubertransport in Klinik mit Intensivstation bzw. Herz-Lungen-Maschine zur Wiedererwärmung.
Örtlich begrenzter Durchblutungsstop mit Absterben von Zellen. Besonders gefährdet: Zehen, Finger, Nase, Ohren durch große Oberfläche und schlechte Blutversorgung. Grad I: Blutleere - weißes, kaltes, gefühlloses Gewebe; vollständige Heilung. Grad II: Blasenbildung - blaurote Verfärbung, scheinbar wohlige Wärme, Infektionsgefahr. Grad III: Gewebstod - schwarzes, abgestorbenes Gewebe.
+ Aufwärmen in Achselhöhle. Aktive Bewegungsgymnastik und vorsichtige Massage, wenn gleichzeitig keine allgemeine Unterkühlung vorliegt. Jedoch: Kein Einreiben mit Schnee, erfrorene Stellen nicht in den Mund nehmen und nicht rauchen! Bei schweren Erfrierungen keimfreier lockerer Verband, druckfreie Lagerung und passiver Abtransport. Falls mit gefrorenen Füßen noch einige Stunden weitergelaufen werden muß, besser nicht auftauen, da stets Schmerzen und Entzündungen sowie bei Wiedererfrieren Gefahr von großen Gewebsverlusten drohen. In Hütte: Rasches Auftauen der erfrorenen Körperteile in heißem Wasserbad von ca. 40 Grad Celsius. Jedoch evtl. sehr schmerzhaft, deshalb am besten mit Schmerzmitteln und max. 30 Minuten wegen Hautaufweichung.
+ Blick nach oben, hinsetzen lassen und Rast, sichern, ablenken und ruhig zureden.
Durch Doppelbelastung von körperlicher Tätigkeit (mehr Sauerstoffbedarf) und großer Höhe (weniger Sauerstoffangebot) bereits ab 3000 m für Höhenungewohnte, v. a. bei schnellem Aufstieg mit Seilbahn. Zeichen: Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Brechreiz oder Erbrechen, Schwindel, Atemnot und Pulsbeschleunigung, Schlaflosigkeit, Konzentrations- und Koordinationsstörungen. Selbstüberschätzung, Reizbarkeit und Bewußtseinstrübung, evtl. auch (Gesichts-) Ödeme.
Vorbeugung: Gehe nicht zu schnell zu hoch! Und bleibe nicht zu lange zu hoch! Mit Krankheitszeichen niemals weiter aufsteigen! Bei Unwohlsein in großer Höhe immer von einer Höhenkrankheit ausgehen, es sei denn, das Gegenteil ist bewiesen. Ständige Beobachtung der anderen Gruppenmitglieder!
+ Rast, süße Getränke, rascher Abstieg in tiefere Lagen, notfalls Abtransport, evtl. Medikamente (z.B. Diamox).
Wasseransammlung in Lungenbläschen. Kritische Höhe ab 4000 m, sehr gefährlich, da am Anfang schwer erkennbar und Symptome unterschätzt werden. Rapide Verschlechterung, oft nur ein Tag bis zum vollen Krankheitsbild, ohne Behandlung akute Lebensgefahr. Risikofaktoren: v. a. ungenügende Akklimatisation (zu schneller Aufstieg) und zu geringe Trinkmenge (Bluteindickung). Zeichen: Brodelnde Atmung und rasselnder Husten mit blutig-schaumigem Auswurf. Vorher oft Durchfälle, Erbrechen, geringe Urinmenge, Atemwegsinfekt, starke Anstrengung, Leistungs- und Appetitverlust. Direkt vorher: Apathie und großes Schlafbedürfnis.
+ Aufsetzen, schnellstmöglicher Abtransport in tiefere Lagen (möglichst unter 2000-3000 m). Sofern vorhanden: Sauerstoff, anfangs ca. 2-4 l pro Minute, oder Überdrucksack intervallmäßig für mehrere Stunden, evtl. Medikamente (Nifedipin 20 mg retard, alle 4 – 6 Stunden).
Meist über 5000 m Höhe. Drucksteigerung im Gehirn mit Gleichgewichtsstörungen und psychischen Veränderungen, z.B. Doppeltsehen, Halluzinationen, Apathie oder Euphorie.
+ Wie bei Höhenlungenödem, evtl. Gabe von Kortison auch durch Laienhelfer, da extrem gefährliche Erkrankung.
Herz-, Kreislauf- bzw. Atemstillstand, Bewußtlosigkeit oder Erregungszustand, Lähmungen, Schock, Ver- brennungen, Muskelverkrampfungen. Weg von exponierten Punkten (Grat, Gipfel, Baum), Feuchtigkeit oder Metall, Hock-Kauerstellung auf Rucksack oder Seil in freiem Gelände, nicht in Höhlen oder Mulden.
+ Lebensrettende Sofortmaßnahmen (ABC), Schock- und Brandwundenbekämpfung. Bei Herzstillstand ggf. leichter Faustschlag gegen Herzgegend, um evtl. dadurch das Herz wieder zum Schlagen zu bringen.
Durch Überanstrengung bzw. mangelnden Trainingszustand. Zunächst noch erfolgreiche Bekämpfung von Streß- und Notsituationen, dann jedoch allmähliches Versagen der Anpassungsvorgänge mit Aufbrauch der Energievorräte bis zum Erschöpfungstod.
+ Ausgiebige Rast, heiße, gesüßte Getränke, Müsliriegel etc. Nach Erholung langsamer Abstieg (besser nicht weiter aufsteigen!), evtl. kreislaufanregende Medikamente.
Gefahr eines plötzlichen und unerwarteten Todes bei Unterkühlung durch Vermischen von kaltem und warmem Blut (siehe allgemeine Unterkühlung) oder bei starker Erschöpfung durch Nachlassen des Selbsterhaltungstriebs beim Nahen der Rettungsmannschaft mit Zusammenbruch der lebenswichtigen Funktionen.
Vorbeugung: Hoffnung machen, aber keine volle Gewißheit der Rettung geben. Lebensimpulse anregen.
Immer Lebensgefahr. Ein hoher Prozentsatz der Verschütteten ist sofort tot (durch mechanische Verletzungen ca. 20%). Rasch sinkende Überlebenschancen infolge Erstickungsgefahr.
+ Sofortige Kameradensuche, lebensrettende Sofortmaßnahmen unmittelbar nach Ausgraben des Kopfes (ABC-Wiederbelebung), Schock- und Unterkühlungsbekämpfung.
Je nach Gurtart evtl. schon bald sehr unangenehm wegen Gefühl- und Bewegungsstörungen, im Extremfall Gefahr von Kreislaufkollaps, Schock und Nierenversagen durch Versacken von Blut in den Beinen. Vorbeugung: Hüftgurt und Brustgurt mit vorbereiteter Prusikschlinge zum Hineinsteigen mit Füßen.
+ Nach Bergung oder erfolgreicher Selbsthilfe nicht gleich flach lagern, da durch raschen Blutrückfluß mit Stoffwechselabbauprodukten Herzversagen möglich ist. Nach langem Hängen evtl. passiver Abtransport in Seitenlagerung oder Kauerstellung, sowie ggf. Einlieferung in ein Krankenhaus mit "künstlicher Niere".
Vorbeugung durch Hirschtalg, medizinische Fußcreme oder "second skin".
Bei Schmerz und leichter Rötung faltenloses Aufkleben von Leukoplaststreifen. Bei bereits bestehender Blase: Desinfektion, Aufstechen mit ausgekochter oder ausgebrannter Nadel (jedoch Blasenhaut als Schutz bis zum Austrocknen belassen) sowie keimfreier, faltenloser Wundverband.
Erste Hilfe am Berg - Maßnahmen im Ernstfall
Alpine Lehrschrift von Dr. Walter Treibel
Bergverlag Rother München, 1. Auflage 2021, 112 Seiten
Erste Hilfe und Gesundheit am Berg und auf Reisen
Alpine Lehrschrift von Dr. Walter Treibel
Bergverlag Rother München, 2. Auflage, 2011, vergriffen