Alpenüberquerungen – auch mit Isabella und Annalena – haben wir schon einige hinter uns. Diesmal aber wollen wir erstmals keinen Kinder-Anhänger mitnehmen, sondern beide Kinder die volle Strecke aufs Mountainbike setzen. Annalena ist zwar letztes Jahr bereits kürzere Strecken auf dem Rad gesessen, aber nur nie so lange und mehrere Tage hintereinander. Und Isabella hat ein eigenes leichtes E-Mountainbike bekommen …
Wir starten im Zillertal von Mayrhofen. Von dort geht es gleich steil aufwärts zum Schlegeisspeicher, wo uns kurz zuvor noch ein Regenschauer erwischt. Dort oben übernachten wir in einer Hütte und machen uns am nächsten Morgen – zusammen mit vielen Wanderern – auf den Weg zum Pfitscherjoch. Der sehr alpine Weg führt über grobschottrige Pfade mit vielen Steinplatten, sodass wir nur Schieben können. Mit unseren schweren Packtaschen und mit dem angehängten Kinderfahrrad ist das teilweise recht mühsam, z.T. müssen wir sogar tragen. Speziell auf dieser Etappe werden wir von vielen Wanderern bestaunt oder bewundert – für die Kindern ein extra Ansporn. Weiter oben löst sich eine Schraube aus der Fahrrad-Koppelung und wir müssen den Schaden mit Kabelbindern provisorisch beheben – aber es hält. Die Hütte oben am Pfitscherjoch ist voll belegt, sodass wir ins Tal abfahren müssen.
Am nächsten Tag erreichen wir Sterzing und fahren gleich wieder steil aufwärts über das Penserjoch ins Sarntal. Vom Pass geht es insgesamt 2000 Höhenmeter hinab bis Bozen. Die letzten Kilometer bis dorthin wird das Tal immer steiler und felsiger, sodass viele und vor allem lange Tunnel gebaut wurden. Diese aber sind für Radfahrer sehr unangenehm und auch gefährlich, sodass wir auf die eigentlich gesperrte alte Straße ausweichen. Die hat zwar auch noch einige Tunnel, aber wir sind völlig alleine und ungestört unterwegs – bis wir auf einen riesigen Felssturz stoßen, der die Straße komplett versperrt. Hier müssen wir alle Räder und das Gepäck extra über diese schwierige Unterbrechungsstelle tragen.
In Bozen kann uns niemand sagen, ob die alte Straße ins Eggental noch befahrbar ist, denn dort gibt es ebenfalls einen sehr langen neuen Autotunnel, Wir probieren es einfach aus - und es geht! Es ist zwar wieder recht mühsam, die Räder über Absperrungen zu heben oder die viel befahrenen Straße zu queren, aber wir fahren wieder völlig alleine in einer schönen Schlucht.
Am nächsten Tag verlassen wir allmählich den deutschen Sprachraum und fahren über den Passo Lavazze am Latemargebirge vorbei ins Trentino. Der folgende Manghenpass ist völlig unbekannt – und es sind zum Glück deshalb auch viel weniger Autos oder Motorräder unterwegs. Auf der anderen Seite geht es hinab ins bekannte Valsugana. An diesem Wochenende findet im Hauptort Borgo gerade ein Jugend-Radwettbewerb statt – und alle Unterkunftsmöglichkeiten sind ausgebucht. Nur mit Glück und der Hilfe des Touristenchefs bekommen wir noch ein schönes Dreibettzimmer in einem Guesthaus etwas außerhalb. Am letzten Fahrtag machen wir mehr Kilometer als Höhenmeter: es geht das Valsugana und durch das flache Etschtal auf Radwegen entlang die restliche Strecke zum Gardasee.
Nach genau einer Woche erreichen wir unser Ziel, die Villa Emma in Torbole. Insgesamt werden es 350 km und 6800 Höhenmeter – für die Kinder eine große Leistung, auf die sie zurecht stolz sein können. Dafür werden sie von uns mit einem großen Eisbecher und zu Hause sogar mit einem echten Pokal belohnt werden. Nach einem Ruhetag am Gardasee geht es wieder mit einem Bike-Shuttle nach Hause – und am nächsten Tag beginnt für Isabella die Schule