7 Summits der Alpen - West
Seven Summits der Alpen - Vortragstrailer
Bericht mit Bildern

Viertausender-Tournee in den Westalpen - Sommer 2013

 

Grand Paradiso als Akklimatisationstour - Anfang August

Dieses Jahr soll alles klappen und wir trainieren dafür sogar extra in einer Höhenkammer. So haben wir genügend Zeitreserven und können als erste Tour auch gleich einen Viertausender angehen.

Wir starten im Valsavarenche von der Chabod-Hütte mit Stirnlampen. Über die Moräne bis zum Einstieg auf den Gletscher können wir sie gut brauchen.  Gegen halb neun erreichen wir die Schulter, wo von der anderen Seite die Bergsteiger von der Emanuele-Hütte heraufkommen – jetzt wird die Spur schon ziemlich voll, auf dem Gipfel aber dann wirklich sehr eng. 

Der Gipfelaufbau ist nur schwierig zu erreichen, die die hinauf und hinunter wollen, blockieren sich gegenseitig und man kommt nur schwer oder gar nicht aneinander vorbei. Wir „stehen“ erstmal lange an, dann starten wir ein erfolgreiches Überholmanöver – endlich sind wir bei der Madonna! Der Rückweg ist jedoch von nachdrängenden Gipfelstürmern verstopft und so seilen wir uns nach hinten ab auf ein 10 Meter tiefer liegendes Band und klettern unten herum zurück. Diesmal steigen wir zur  Emanuele-Hütte und am gleichen Tag ins Tal ab. Jetzt geht es weiter ins Wallis.

 

Überschreitung der Dufourspitze vom Zelt - Anfang August 2013

Ein schönes Wochenende ist vorhergesagt und alle Schlafplätze auf Dom- oder Monte Rosa Hütte sind schon reserviert. Deshalb nehmen wir gleich unser Zelt und die ganze Biwakausrüstung mit und fahren mit der Gornergratbahn gemütlich hinauf zur Station Roten Boden. Auf den Gletscher erwarten uns Schutt- und Moränenhügel, Eis und Gletscherspalten -  mit unseren schweren Rucksäcken schon eine Plage.

Die Monte Rosa Hütte ist noch knallneu, innen sehr stilecht, aber teuer und sowieso . ausgebucht Auf der Oberen Plattje finden wir den schönsten Aussichtspunkt: ein geschützter Zeltplatz auf 3200m Höhe, von wo aus wir am nächsten Morgen gleich mit Steigeisen losmarschieren können. Zelt aufbauen, kochen, Schnee schmelzen für Tee und Abendessen ... gleich zweimal stößt dabei Christine den Topf auf dem Gaskocher um.

 

In der Nacht spannt sich über uns ein herrlicher, klarer Sternenhimmel. Um halb drei stehen wir auf – bis wir abmarschbereit sind, kommen von der Hütte schon die ersten bei uns vorbei. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Lichterketten der Stirnlampen sich nach oben bewegen. Noch wunderbarer ist die Morgendämmerung und das „Erröten“ der Berge bei Sonnenaufgang – von Matterhorn bis Weißhorn, von Lyskamm bis Breithorn stehen sie alle da, kein Wölkchen trübt mehr die Sicht.

Allerdings ist es sehr windig und kalt, die Sonne erreicht uns erst auf dem verschneiten Westgrat mit Kletterei bis zum 3. Schwierigkeitsgrad. Endlich sind wir oben - die Rundsicht ist unbeschreiblich schön, grandios! Für unserer Überschreitung geht es an dicken Hanfseilen 100 m abwärts zum Silbersattel und zurück zum Zelt. Wir beschließen einfach noch eine Nacht zu bleiben – die Sicht ist gigantisch und hier für uns einer der schönsten Zeltplätze der Welt. Die Sonne scheint, wir haben noch genug zu essen – was will man mehr!

Am nächsten Morgen krabbeln wir zum Sonnenaufgang aus dem Zelt. Bis zur Hütte hinauf ist alles in Wolken, darüber thronen majestätisch die Viertausender, die sich schon gegen den Morgenhimmel abheben. Nachdem die Sonne auch unser Zelt erreicht hat, essen wir unsere letzten Vorräte auf und genießen den gemütlichen Rückmarsch in der Sonne.

 

Über den Festigrat auf den Dom - Mitte August 2013

Nach einem Tag Ruhepause erwarten uns schönes Wetter sowie zwei freie Plätze für zwei Nächte auf der Domhütte. Die Rucksäcke sind ohne Zelt doch deutlich leichter und so genießen wir den Nachmittag und Abend auf der Hütte mit Essen, Ausruhen und Bewundern der herrlichen Bergwelt.

Um 3 Uhr werden wir geweckt ... diesmal geht es um einiges leichter als vor einem Jahr, schon allein deshalb, weil wir uns nicht mühsam einen Weg suchen müssen, die Lichter vor uns erleichtern uns das enorm. Um 6 Uhr sind wir am Aufstieg zum Joch, den wir im Jahr zuvor über zwei Stunden später als diesmal gesucht hatten ...

Es gibt zwar etwas Stau, aber oben teilen sich dann die Wege: die allermeisten gehen den Normalweg, auf dem Festigrat sind nur zwei Gruppen vor uns. Es geht steil und vereist aufwärts - an der letzten Eiswand benutzen wir sogar unsere Eisschrauben. Schließlich sind wir oben, der Gipfel ist bezwungen und die Sicht wieder fantastisch! Zurück geht es über den Normalweg, aber wir gehen so konzentriert wie möglich talwärts – schließlich haben wir ja vor einem Jahr erlebt, wie schnell eine kleine Unachtsamkeit das Ganze beenden kann. Das war der letzte Wallis-Viertausender, nun geht es auf nach Chamonix!

 

Überschreitung des Mont Blanc - Mitte August 2013

Nach ein paar Tagen Ruhepause starten wir von der Bergstation der Aiguille de Midi (3842 m) mit Steigeisen zur nahen Cosmique-Hütte, wo wir für diese Nacht zwei Plätze reservieren konnten. Die Flanke des Mont Blanc du Tacul zeigt uns die zwei Hauptschwierigkeiten: eine große Spalte im steilen Gelände und einen Serac, der erst vor wenigen Tagen halb abgebrochen war und zwei Menschen das Leben gekostet hatte. Hauptsächlich letzteres war Thema unter den Tourengängern auf der Hütte. Trotzdem vergessen wir vor lauter Diskussionen nicht, die wunderschönen Wolkenstimmungen und den Sonnenuntergang zu bewundern.

Im stickigen Schlafsaal brauchten wir zum Glück nicht lange bleiben - um 1 Uhr ist die Nacht zu Ende und gegen 2 Uhr ziehen wir los. Die Landschaft draußen ist unbeschreiblich schön: es ist eine echte Vollmondnacht, der Gletscher hell erleuchtet, ein unermesslicher Sternenhimmel wölbt sich über uns und der Mond strahlt die Berge ringsum an.

Es geht zunächst gut voran – bis wir zu der breiten Spalte kommen: Bestimmt 25 Leute stehen schon da und warten, bis sie an der Reihe sind: 3 Meter senkrechte Kletterei im Eis mit Sicherung und zwei  Eisgeräten. Es kann immer nur einer klettern - das alles dauert seine Zeit und das bei Eiseskälte. Wir ziehen alles an, was wir zur Verfügung haben und versuchen uns irgendwie warm zu halten. Nach zwei Stunden Wartens sind wir endlich an der Reihe – einige haben bis dahin bereits aufgegeben

 

Nachdem wir jetzt doch viel Zeit verloren haben, wählen wir den kürzeren Weg unter dem Serac durch – nicht wirklich entspannt und erst auf dem Sattel des Mont Blanc de Tacul  geniessen wir den herrlichen Morgenhimmel mit der aufgehenden Sonne, während der Mond immer noch darüber steht. Die nächste schwierigen Etappe, das steile Joch unterm Mont Maudit müssen wir wieder sichern. Nach dem Col de la Brenva und den letzten mühsamen 500 m Höhenmeter stehen wir endlich auf dem Gipfel des Mont Blanc, dem „Dach der Alpen“! Christine ist zum ersten Mal hier oben und entsprechend "high".

Für die Überschreitung geht es auf der anderen Seite hinunter über den Bosses-Grat bis zur Vallot-Hütte sowie über den Dome de Gouter und Gouterhütte. Bis zur Tete Rousse-Hütte sind wir insgesamt 16 Stunden unterwegs und genießen jetzt  Essen und Lager -  dass aus den Wasserhähnen kein Tropfen Wasser kommt, ist uns schließlich auch egal.

Am nächsten Morgen steigen wir ins Tal und bestaunen von unten noch mal die Höhen, die wir gestern überschritten haben – es ist schon sehr weit und ziemlich steil!

Auf dem Terassendach eines Hotels in Chamonix mit einem wunderbarem Blick auf den Mont Blanc können wir in einem „Jacuzzi“ entspannen – das gönnen wir uns jetzt. Es tut so gut, Leib und Seele baumeln zu lassen! Wir beenden den Tag mit einem gemütlichen Abend im Wohnmobil mit Prosecco, gutem Essen und Eis zum Nachtisch!